Sie heißen Martín und Víctor, zwei Männer Mitte 40. Sie sind Brüder und Anwälte und kommen aus Honduras. Das besondere an diesen beiden Männern von kleiner Statur, mit runden Gesichtern, dunklen Augen, ist, dass sie sich als Menschenrechtsanwälte in ihrem Heimatland auf extrem gefährlichem Terrain bewegen, immer wieder Morddrohungen erhalten, bereits durch körperliche Angriffe verletzt wurden und mehrfach aus Sicherheitsgründen schon temporär ihr Land verlassen mussten.
Mit: Tirza Lanza Flores, honduranische Vereinigung demokratischer Richter
Moderation: Erika Harzer, Hörfunkautorin
Honduras steht vor einem Wahlmarathon: Im März fanden Vorwahlen statt, im November werden am gleichen Tag Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen abgehalten. Der amtierende Präsident Juan Orlando Hernández von der Nationalen Partei kandidiert erneut. Die Verfassung verbietet zwar die Wiederwahl, doch der Oberste Gerichtshof machte die neuerliche Kandidatur möglich.
SWR2 Feature am Mittwoch, 14. Juni 2017 um 22.03 Uhr
Der Auftragsmord an Berta Cáceres in Honduras
Berta Cáceres war die Stimme des Widerstands gegen Menschenrechtsverletzungen und Großkonzerne in Honduras. Im März 2016 erschossen Auftragskiller sie nachts in ihrem Haus. Laut Global Witness wurden in Honduras in den letzten sechs Jahren 123 Menschen ermordet, die sich gegen Wasserkraftwerke, Bergbauprojekte, Monokulturen und Tourismusgroßprojekte wehrten.
Die Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres aus Honduras
Berta Cáceres war eine mutige Frau. Seit Jahren erhielt sie Morddrohungen, weil sie für die Rechte des indigenen Volkes, Lenca und für den Umweltschutz kämpfte. Über diesen politischen Kampf berichtete die Autorin Erika Harzer vor drei Jahren für SWR2 Tandem...
SWR2 Tandem - 6.06.2016 | 19.20 Uhr
Wdh. am 7.06.2016 | 10.05 Uhr
Die Mörder kamen nach Mitternacht
In der Nacht zu Donnerstag, d. 3. März 2016 um ein Uhr, sind unbekannte Auftragskiller in Berta Caceres Haus in La Esperanza eingedrungen und haben sie umgebracht.
Ich bin zutiefst erschüttert und traurig. Berta gehörte zu den mir wichtigsten Personen in Honduras, mit der ich mich gerne traf, die ich gerne unterstützte und mit der es immer - trotz all der alltäglichen Gewalt - so viel zu lachen gab.
Vier Wochen nach Zelayas gewaltsamer Verschleppung durch bewaffnete Militärs im Morgengrauen nach Costa Rica, unternahm der honduranische Präsident am 24. Juli seinen zweiten Versuch, nach Honduras zurück zu kehren. In einem Autokonvoi, in Gefolgschaft mehrerer Verbündeter und einem Tross Journalisten, begab er sich zum nicaraguanisch-honduranischen Grenzübergang in der Nähe von Las Manos. Tatsächlich überschritt er auch die Grenze, nahm dort ein Bad in der ihn erwartenden Menge, die es bis zur Grenze geschafft hatte, verkündete in dieser Runde seinen Anhängerschafft, dass niemand ein sich erhebendes Volk aushalte.
oder der Beginn eines Bürgerkrieges?
Die Ereignisse überschlagen sich in Honduras 26 Tage nach dem Putsch gegen Manuel Zelaya. „Hier gibt keiner auf“ und „weg mit den Putschisten“, skandieren die sich erneut versammelnden Menschen auf den Strassen des Landes. Ihre Wut ist gewachsen, ihre Bewegung auch, nachdem die Vermittlungsgespräche in Costa Rica an der starren Haltung der Putschisten gescheitert sind. Der Vorschlag des als Vermittler agierenden costaricanischen Präsidenten Oscar Arias, eine Regierung der nationalen Versöhnung unter Leitung des gewählten Präsidenten Manuel Zelayas bis zu möglichen vorgezogenen Wahlen im Oktober dieses Jahres zu bilden, betrachtet die die Delegation der defacto Regierung für sich als inakzeptabel. Ein Standpunkt, von dem sie auch nach zusätzlichen 72 Stunden Bedenkzeit nicht abzuweichen bereit ist.
und eine Lösung doch nicht in Sicht
„Sie haben Angst vor uns, weil wir keine Angst vor Ihnen haben“. Mit diesen Zeilen unterstützt die mexikanische Sängerin Liliana Felipe die seit dreieinhalb Wochen Tag für Tag ihren Widerstand auf die Straßen tragenden Menschen in Honduras. Mehrere Filme mit bewegten und bewegenden Bildern sind mit ihrer Musik gemischt worden und in youtube und den widerständischen internetportalen einsehbar. Sie zeigen Szenen, die den honduranischen Alltag widerspiegeln seit jenem Tag, dem 28. Juni 2009, an dem eine unheilvolle Allianz aus Militärs, Unternehmern und konservativen Politikern dieses mittelamerikanische Land ins Putschzeitalter zurückbeamten.
inside El Porvenir (2011)